„Sind Sie als Mediator auch Jurist?“ – Wie Mediation und Recht zusammenarbeiten

Mediation ist eine wertvolle Methode zur Konfliktlösung, doch oft stehen berechtigte Fragen im Raum, wie z. B. nach der juristischen Expertise. Diese Frage begegnet Mediator:innen häufig und wirft ein Licht auf die Unsicherheiten und Missverständnisse, die Menschen gegenüber Mediation haben. Der Gastbeitrag von Dietrich Knapp erläutert, wie Mediator:innen auch ohne juristischen Hintergrund erfolgreich arbeiten können und zeigt anhand eines praktischen Beispiels, wie Mediation in komplexen Situationen, wie der Übergabe eines Familienbetriebs, zu einer fairen und rechtlich belastbaren Lösung führen kann.

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Ein Beispiel aus der Praxis

Die Frage nach der juristischen Expertise von Dietrich Knapp als Mediator führte zu einem Auftrag. Ein Familienbetrieb sollte an die nächste Generation übergeben werden. Darüber gab es Differenzen in der Unternehmerfamilie. Der Senior-Chef, seine Frau und die drei Kinder – aus unterschiedlichen Ehen – einigten sich schließlich in der Mediation, dass die Übergabe an die beiden Töchter erfolgen soll. Der Sohn würde eine Abfindung erhalten und nicht Teil der Nachfolge werden. Die Betriebsübergabe sollte in zwei Jahren endgültig abgeschlossen sein.

Nun tauchten Fragen auf, die für die Zustimmung zur Lösung relevant waren:

  • Welche Gesellschaftsform ist für die beiden Nachfolgerinnen passend?

  • Wie ist der Betrieb zu bewerten, um die Abfindung des Sohnes zu berechnen?

  • Soll es Vorkaufsrechte von Familienmitgliedern geben?

  • Wie sieht die dauerhafte Absicherung der Eltern aus, wenn das Unternehmen in wirtschaftliche Schieflage geraten sollte?

 

Externe Expertise in der Mediation

Die Medianden einigten sich darauf, einen Juristen und einen Steuerberater zu diesen Themen zu befragen. Sie erteilten kein Mandat, sondern holten lediglich rechtliche Informationen ein, die dann in der Mediation besprochen wurden. Stück für Stück wurde die Übergabe ausgestaltet, und ein Vertrag wurde unterschrieben. Dieser Vertrag hielt die Ideen und Vorstellungen der Konfliktparteien fest und war in normaler Sprache verfasst. Damit war die Mediation abgeschlossen.

Mit diesem Vertrag gingen die Medianden zum Notar. Der Notar übersetzte ihn in juristisch korrektes Deutsch, präzisierte manche Regelungen und beurkundete ihn dann. Damit wurde er voll rechtsgültig.

 

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Mediator:innen als Experten für Kommunikation

Diese Vorgehensweise stellt sicher, dass der Wille und die Motive der Konfliktparteien gewahrt bleiben. Am Ende steht kein Ergebnis, das von vermeintlichen Sachzwängen oder von Ideen beherrscht wird, die mit dem eigentlichen Konflikt wenig zu tun haben.

Die Konfliktparteien selbst verfügen über das ganze Verfahren hinweg über die Entscheidungsgewalt, was die Inhalte angeht. Sie geben ihre Verantwortung nicht an Experten ab, sondern behalten sie bei sich und nutzen gleichzeitig die Expertise der Fachleute. Am Ende steht eine Lösung, die ihre eigene ist, in der sich ihre eigenen Motive, Interessen und Bedürfnisse abbilden – zugeschnitten auf ihre individuelle Situation.

Mediator:innen sind Experten für Kommunikation und zwischenmenschliche Beziehungen. Sie moderieren den Prozess, achten darauf, dass dieser fair und ausgewogen abläuft, und dass keine Expertise übersehen wird. Ihre Aufgabe ist es herauszuarbeiten, was zu den Medianden passt und wo sie hinwollen. Danach kommt die Umsetzung, und hier sind externe Fachleute natürlich willkommene Ratgeber.

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