Richtig streiten und Konflikte konstruktiv lösen: 9 Tipps damit das gelingt
Konflikte sind Bestandteil unseres Lebens. Selbst in den besten Beziehungen und in einem harmonischen beruflichen Umfeld können Konflikte auftreten. Sie entstehen, weil Menschen individuell sind und unterschiedliche Interessen, Bedürfnisse, Werte und Meinungen haben. Kann man „richtig streiten“ oder sind Konflikte immer negativ? Der Gastbeitrag von Ulla Sieburg-Gräff beleuchet, wie Streit- und Konfliktsituationen konstruktiv ablaufen und friedvoll beendet werden können, um eine nachhaltige und einvernehmliche Lösung zu finden.
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Ansätze für eine konstruktive Konfliktkultur
Konflikte sind unvermeidlich; somit ist die Frage nicht, ob wir streiten, sondern wie wir streiten. Ein paar Gedanken und Anregungen, wie das gelingen kann, führen wir nun hier auf:
1. Akzeptanz von Konflikten
Der erste Schritt zum richtigen Streiten ist die Akzeptanz, dass Konflikte ein normaler Teil jeder Art von Beziehung sind, sei es im beruflichen, freundschaftlichen, familiären, nachbarschaftliche usw. Kontext. Konflikte sind selten schön und doch bieten Sie die Chance, Missverständnisse zu klären, Empathie zu erzeugen, unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und Klarheit zu erlangen.
2. Zuhören
Hand aufs Herz: bei einem heftigen Streit, wollen wir die Argumente manchmal gar nicht mehr hören, weil wir so genervt sind.
Es lohnt sich aber! Richtiges und damit aktives Zuhören bedeutet, dem bzw. der anderen die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Es bedeutet auch, sich auf die Inhalte des Gegenübers einzulassen und den Willen, den Standpunkt zu verstehen, wirklich zu verstehen. Nicht nur „ja,ja, immer das gleich, ich weiß, was du meinst“.
3. Respekt und Wertschätzung
Wir alle möchten auch im Streit respektvoll und wertschätzend behandelt werden. Beleidigung, Schuldzuweisungen und verächtliche Aussagen sind tabu. Schließlich erachten wir die Beziehung als wichtig – daran dürfen wir uns immer erinnern.
Auch Belehrungen kommen bei dem Gegenüber nicht gut an, sondern werden eher eine Abwehrhaltung provozieren. Belehrungen wirken eher von oben herab. Besser ist es vielleicht gezielt nach zu fragen, was unser Gegenüber wirklich braucht oder möchte und empathisch darauf einzugehen.
4. Empathie
Zuhören ist wichtig, um die Perspektive der bzw. des anderen sehen zu können und um Empathie entwickeln zu können. Das heißt, wir fühlen uns ein, ohne mitzuleiden oder einverstanden zu sein. Unser Gegenüber fühlt sich von uns verstanden.
5. Emotionale Intelligenz
Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, die eigenen Gefühle und die der anderen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. In einer Streitsituation sollte es möglich sein, die eigenen Emotionen zu regulieren und empathisch auf die Emotionen der bzw. des anderen einzugehen.
Unsere Gefühle sind wichtig und brauchen Beachtung; es wirkt deeskalierend, wenn wir in Streitigkeiten unsere Emotionen nicht hochkochen lassen. Wir können bewusst darauf achten, unser Gegenüber nicht durch Trigger zu reizen.
6. Trennung von Person, Problem und "Nebenschauplätzen"
Menschen sind nicht das Problem. Das Verhalten von Menschen kann problematisch sein.
Wenn wir richtig streiten, konzentrieren wir uns auf das Problem bzw. das problematische Verhalten, anstatt die andere Person anzugreifen. Wir diskutieren oder zanken uns also auf der Sachebene, nicht auf der Beziehungsebene.
7. Klare und ehrliche Kommunikation
Menschen, die in ihren Worten vage bleiben, „herumeiern“ und nicht eindeutige Aussagen treffen, können missverstanden werden, was zu Konflikten führen kann. Daher ist es hilfreich, Gedanken, Gefühle, Bedürfnisse, Interessen und Anliegen klar und direkt auszudrücken. Ehrlichkeit und Offenheit unterstützen eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Streitpunkt.
8. Pausen einlegen
Die Emotionen kochen hoch, wir drehen sich mit unseren Aussagen im Kreis, der Ton wird lauter: jetzt kann es hilfreich sein, eine Pause einzulegen. Dies gibt den Beteiligten die Möglichkeit sich zu beruhigen, über das Gesagte nachzudenken und sich auf den Grund des Streits bzw. das Ziel zu fokussieren.
Je nach Eskalationsstufe können wir uns eine Tasse Tee machen, auf dem Balkon Luft schnappen, um den Block laufen, eine Nacht darüber schlafen. Wichtig ist, dass allen klar ist, dass dies kein Gesprächsabbruch ist, der in Schweigen endet, sondern dass der Sinn der Unterbrechung eine Deeskalation ist. Das Gespräch kann dann auf ruhiger und sachlicher Ebene fortgesetzt werden.
9. Suche nach Gemeinsamkeiten und einer gemeinsamen Lösung
Es lohnt sich, nicht nur auf das Trennende in einem Streit zu schauen. Denn zu jedem Thema, mit jeder Gesprächspartnerin bzw. jedem Gesprächspartner sind Gemeinsamkeiten zu finden, wenn man sich darauf einlässt. Dadurch erhöht sich die Möglichkeite für ein gutes Gespräch und der Radius potentieller Lösungen.
Manchmal neigen wir dazu, in Konflikten einen Schuldigen ausmachen zu wollen; es soll einen Sieger und einen Schuldigen (=Verlierer) geben. Dieses Vorgehen wird uns jedoch nicht dauerhaft glücklich machen, denn eine Entwicklung ist kaum möglich.
Zielführender ist es, den Fokus auf die gemeinsame Lösung zu legen. Gefühle und Anliegen aller Beteiligten werden dabei beachtet und der Blick auf eine Lösung gerichtet, die für alle akzeptabel ist, ohne Wettbewerb, ohne Schuldzuweisung.
Fazit
Streit ist nicht angenehm, ist aber manchmal unvermeidlich. Der richtige Umgang damit bewirkt, dass Konflikte eine Chance sein können, zu lernen und zu wachsen.
Durch Empathie, Wertschätzung, Lösungsorientierung und konstruktive Kommunikation können Beziehungen durch einen gemeinsam beigelegten Streit sogar gestärkt und vertieft werden. Dazu braucht es keine Schuldzuweisungen und keine Verlierer. Bewusste Anstrengungen und der Wille, die Verbindung zu erhalten sind wichtige Punkte.
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